OMing – Orgasmische Meditation
Mitte der 2000er-Jahre machte eine neue Meditationstechnik namens „OMing“ von sich Reden, die von der Gründerin der „OneTaste“-Zentren Nicole Daedone als Teil der Slow Sex-Bewegung entwickelt wurde. OMing steht für „Orgasmische Meditation“ und verspricht Frauen einen bis dahin einzigartiges Höhepunkt-Erlebnis in nur 15 Minuten. 2018 wurde die Firma OneTaste geschlossen, wohl aufgrund von Observierungungen durch das FBI.
Ich kenne keine Hintergründe dieser Vorgänge, stelle aber fest, das die „Orgasmische Meditation“ in der Tantra- und Slow Sex-Szene in verschiedenen Variationen weiterhin mit großem Interesse Verbreitung findet. Deshalb habe ich diesen Artikel von 2011 noch einmal überarbeitet und wieder online gestellt.
Der Umgang mit Sexualität und Erotik ist in den vergangenen zwei bis drei Jahrzehnten in der westlichen Welt zwar wesentlich offener und freier geworden – hinsichtlich des Geschlechtsverkehrs hat sich allerdings nicht viel verändert. Es ist in vielen Fällen ein hastiger zielorientierter Akt mit dem Bestreben, es rasch hinter sich zu bringen und schnell zum Orgasmus zu kommen (vor allem beim Mann). Nach nur wenigen Minuten ist die spannendste Begegnung zwischen zwei Menschen schon wieder vorbei.
Ähnlich wie die Slow Food-Bewegung hat sich Mitter der 2000er-Jahre eine Slow Sex-Bewegung etabliert. Eine ihrer führenden Vertreterinnen ist Nicole Daedone, die seit vielen Jahren Männer und Frauen mit der von ihr entwickelten Orgasmischen Mediation (OMing) lehrt, mittels Entschleunigung und Einfühlungsvermögen eine tiefere Spiritualität und physische Verbindung zu erfahren.
Das Ziel von OMing ist es, das sexuelle Beisammensein zu entschleunigen, sich beim Liebesspiel zu entspannen und jeden Moment ganz bewusst zu erleben. Der Fokus liegt auf dem “Orgasmisch sein” statt auf „Orgasmus haben“. Die Orgasmische Meditation führt vom Denken zum Fühlen, von einer Ziel- zu einer Erfahrungsorientiertheit, von “schneller und härter” zu “langsamer und verbundener”.
OMing ist eine gemeinsame Übung zwischen zwei Menschen, die kein anderes Ziel hat, als zu fühlen, was jetzt im Moment passiert. Bei OMing geht es nicht um mehr Höhepunkte. Es geht um eine Erweiterung der Wahrnehmung des angenehmsten Teil des Orgasmus.
Und so funktioniert OMing::
Wir haben die Anzahl der Schritte gegenüber der Originalanleitung von Nicole Daedone etwas erweitert, um die einzelnen Elemente klarer abzugrenzen. Wir laden dich dazu ein, jeden Schritt dieser Anleitung genauso auszuführen, wie er beschrieben wird – auch wenn dir diese Art sich sexuell zu begegnen sehr ungewöhnlich erscheint. Das ist es tatsächlich und auch wir hatten anfangs einige Vorbehalte gegenüber der stark strukturierten Anleitung. Aber das Ergebnis hat uns überzeugt – und wir glauben, dass es auch dich überzeugen wird. Als Tantriker haber ich allerdings eine ganzheitlichere Sicht auf sexuelle Begegnungen, deshalb habe ich 2015 zusammen mit Felice Pospiech das Orgasmic Wave-Ritual entwickelt, bei dem OMing durch verschiedene andere Elemente ergänzt wird. Ein großer Unterschied ist, dass wir Frauen und Männern die gleiche Aufmerksamkeit entgegen bringen. Beim OMing geht es vor allem um die Frau. Mehr dazu am Ende des Artikels.
Schritt 1: Zu einer OMing-Session einladen
Den Partner oder die Partnerin zu einer gemeinsamen OMing-Session einzuladen ist ein wichtiger Teil des Prozesses. Offen über sexuelle Wünsche und Begehren zu sprechen fällt oft nicht leicht, weil damit eine ganze Menge an negativen Konditionierungen, Verletzlichkeiten und Ängsten verbunden sind (vor allem bei Paaren, die schon lange zusammen sind). Kann ich wirklich mitteilen, was ich mir wünsche? Was ist, wenn sie oder er ablehnend reagiert?
Wir müssen lernen, zu unseren eigenen sexuellen Wünschen zu stehen, sie mitzuteilen und ehrlich mit ihnen umzugehen. Den Partner zu einer OMing-Session einzuladen ist eine exzellente Übung auf diesem Weg.
In diesem Ritual lädt der Mann die Frau zu einer OMing-Session ein. Vereinbaren Sie eine Uhrzeit, wann Sie sich 15 Minuten gemeinsame Zeit für eine sinnliche Erfahrung nehmen. Es ist übrigens nicht nötig, sich vorher in eine besondere erotische Stimmung zu bringen oder sogar Lust auf Sex zu haben. Sehen Sie die orgasmische Meditation einfach als eine besondere Form von Meditation, mit der Sie Ihren Blick nach innen richten. In diesem Fall auf Ihre sinnlich-erotische Wahrnehmung und ihr sexuelle Energie.
Spätere Einladungen Sollte dieses und das nächste Ritual dir so gut gefallen haben, dass du es regelmäßig wiederholen möchtest, dann beginnt eine OMing-Session immer dann, wenn der eine Partner den anderen darum bittet oder ihn einlädt. Eine Regel dabei lautet: Eine OMing-Session kann nicht abgelehnt sondern nur zeitlich verschoben werden (möglichst am gleichen Tag). Eine OMing-Einladung ist immer ein besonderer Vertrauensbeweis an den Partner, der anerkannt werden sollte. |
Schritt 2: Das „Nest“ herrichten
Die Einstimmung auf die OMing-Sitzung beginnt bereits bei der Auswahl und Herrichtung des Raumes und des „Nests“. Das ist bei diesem Ritual die Aufgabe des Mannes. Wie eingangs erwähnt, müssen Frauen sich beim Sex sicher und gehalten fühlen, um sich fallen lassen zu können. Sie unterstützen die deshalb sehr, wenn Sie einen Raum wählen, in dem sie sich wohl fühlt und in dem es angenehm warm ist.
Die Lichtquelle muß so gewählt werden, dass sie nicht blendet, der Mann aber dennoch sehen kann, was er tut. Verwenden Sie eine weiche aber stabile Unterlage (möglichst nicht das Bett).
Weiterhin benötigen Sie zwei oder drei Unterlegkissen, ein Sitzkissen, ein kleines Handtuch, eine Uhr und etwas Gleitmittel (siehe Foto).
Schritt 3: Die Entkleidung der Frau
Ein Teil des OMing-Rituals ist die Entkleidung der Frau von der Hüfte abwärts – die Kleidung am Oberköper wird anbehalten. Der Mann bleibt vollkommen angezogen. Damit wird der Unterschied zwischen OMing und normalem Sex deutlich und hilft es beiden Partnern sich auf die Empfindungen zu konzentrieren, die während des Rituals entstehen.
Es gibt keine falsche oder richtige Art für die Frau sich zu entkleiden – je einfacher, desto besser. Kein Ritual, kein Striptease oder ähnliches: einfach ausziehen. Dennoch ist es wichtig, diesen besonderen Moment zu würdigen. Denn durch die Enthüllung stimmt sie wirklich dem OMing-Ritual zu. Beim Ausziehen der Kleidung wandelt sich das „Ja, in der Vorstellung“ zum „Ja, wir tun es“. Es ist der Moment der Öffnung, in dem sie ihren Partner in ihren persönlichen Raum hinein lässt.
Schritt 4: Die OMing-Position einnehmen
Lege das Handtuch in die Mitte des Nests und lasse deine Partnerin sich so hinlegen, dass sich das Handtuch am unteren Ende ihres Rücken befindet. Das Handtuch schützt die Unterlage vor dem Gleitmittel. Die Frau klappt ihre aufgestellten Beine nach außen, wobei das linke Knie von ein oder zwei Kissen abgestützt wird. Ein weiteres Kissen stützt ihren Kopf.
Wenn sie bequem liegt, setzt sich der Mann an ihrer rechten Seite auf ein Sitzkissen, gleitet mit seinem rechten Bein unter ihres und setzt sein linkes Bein über ihren Bauch. Stütze ihren linken Fuß mit deiner rechten Fußsohle ab. Verwendet so viele andere Kissen, zusammengerollte Decken usw., wie ihr für eine bequeme Position für beide benötigt. Das Ziel ist es, eine Position zu finden, in der ihr 15 Minuten ohne große Veränderung verweilen könnt.
Schritt 5: Beschreibung dessen, was du siehst
Nehmt beide nun einen tiefen Atemzug und fühle in deinen Körper hinein. Nimm Kontakt zu den Empfindungen auf, die zwischen euch beiden entstehen.
Der Mann richtet dann seine Aufmerksamkeit auf die Genitalien seiner Partnerin und beschreibt in einigen Sätzen, was er sieht. Frauen haben eine ganz andere Beziehung zu ihrem Genitalbereich als Männer. Während Jungs darin konditioniert wurden, stolz auf ihren Penis zu sein, haben die Mädchen oft die gegenteilige Botschaft erhalten. Viele Frauen haben ihre eigenen Genitalien noch nie richtig gesehen.
Es kann eine tiefgehende Erfahrung für eine Frau sein, wenn ein Mann ihre intimsten Bereiche einfach so beschreibt wie sie sind. Beschreibe deshalb an die Frau gerichtet detailliert und ohne Interpretation einfach, was du siehst und finde Wörter für die Farbe, die Form, relative Lage usw. Beispiel: „Deine äußeren Schamlippen sind mit kleinen Härchen bedeckt und deine inneren Schamlippen schauen etwas zwischen ihnen hervor …“. Vermeide es Wertungen zu verwenden wie „süß“, „schön“, „hübsch“, „toll“ usw., auch wenn sie gut gemeint sind. Die Frau könnte sonst auf den Gedanken kommen, dass du die nicht beschriebenen Teile vielleicht weniger attraktiv findest.
Mit der Beschreibung dessen, was du siehst, drückst du deine wohlwollende Aufmerksamkeit aus und die Frau fühlt sich angenommen und gesehen. Das hilft ihr, sich zu entspannen und loszulassen.
Schritt 6: Das Berühren der Klitoris
Für die meisten Menschen ist es schwierig, OMing zu kategorisieren. Es ist ein bißchen wie Sex, weil es sexuelle Energie weckt und diese Körperstellen meist nur im sexuellen Kontext einbezogen werden. Aber gleichzeitig ist es auch nicht wie Sex, weil es nur ein Streicheln ist, es nur fünfzehn Minuten dauert und es kein Ziel gibt. Es gibt keine anderen Erwartungen bei beiden Partnern außer der Aufmerksamkeit auf das Streicheln der Klitoris.
Bei der orgasmischen Meditation geht es nicht um ausgefallene Techniken, Romantik, Erwartungen oder Leistung. Und es geht auch nicht darum, sie zu einem Höhepunkt zu bringen. Stattdessen streichelt der Mann sanft über die Klitoris der Frau und beide beobachten was dabei mit ihnen passiert.
Nachdem du in wenigen Sätzen die Genitalien der Frau beschrieben hast, stelle den Wecker auf 13 Minuten und lege deine Hände auf ihre Oberschenkel. Massiere diese leicht mit der ganzen Hand und zeige ihr damit, dass du jetzt auch körperlich für sie da bist und sie sich entspannen kann.
Sage deiner Frau nun, dass du mit der Berührung der Klitoris beginnen wirst. Damit weiß sie, was gleich geschieht und kann sich innerlich darauf einstellen.
Trage etwas Gleitmittel auf deinen linken Zeigefinger und den rechten Daumen auf.
Führe deine rechte Hand nun unter das Steißbein der Frau und lasse den Daumen auf dem unteren Bereich des Eingangs der Vagina liegen (nicht mit dem Daumen in die Vagina eindringen).
Verteile nun das Gleitmittel auf deinem linken Zeigefinger mit einer einzigen Bewegung vom Vaginaeingang nach oben zur Klitoris.
Streiche nun mit deinem linken eingeölten Zeigefinger über den linken oberen Quadranten ihrer Klitoris (1-Uhr-Position). Ganz langsam. So sachte, als würdest du über ihr Augenlid streichen. Exakt 13 Minuten lang. Immer hoch und wieder herunter. Hoch und herunter. Achte dabei auf die Reaktionen deiner Partnerin und passe die Geschwindigkeit der Streichung intuitiv an. Wenn du Probleme dabei hast, die Klitoris und den linken oberen Quadranten zu ertasten, dann kann es hilfreich sein, mit dem Daumen die Klitorishaube etwas nach oben zu ziehen.
(Nicole Daedone verwendet den englischen Begriff „stroke“. Wir haben leider noch keinen wirklich adäquaten deutschen Begriff dafür gefunden. Streicheln ist zu wenig, Striche und Streichung eher ungewöhnlich. Deshalb verwenden wir meistens den Begriff „streicheln“ oder „berühren“.)
Die Aufgabe der Frau
Die einzige Aufgabe der Frau ist es, sich zu entspannen und sich ganz auf sich und ihre Körperreaktionen zu konzentrieren. Dabei atmet sie ruhig und tief. Wenn sie mag, kann sie sich bewegen oder mit Tönen mitteilen, wie es ihr gerade geht. Die Aufmerksamkeit und Zuwendung des Mannes und die Konzentration der Frau auf ihre eigenen Empfindungen und Gefühle ermöglichen es ihr, sich vollkommen zu öffnen, sich hinzugeben und die sexuelle Energie bewusst zu spüren. Wenn die Frau während der OMing-Session einen Orgasmus erreicht ist das prima – aber genauso prima ist es, keinen Orgasmus zu haben und einfach nur die Erregung, oder was gerade da ist, zu spüren. Es gibt kein Ziel, kein Richtig und kein Falsch. Alles ist willkommen, was der Frau gefällt und gut tut – aber bleibe in der Struktur, auch wenn vielleicht der Wunsch aufkommt, jetzt Sex zu haben. Nach den 15 Minuten ist alles erlaubt.
Tipps für den Mann
Viele Männer sind zu Beginn noch etwas unsicher, wie sie den oberen linken Quadranten der Klitoris überhaupt finden und ihn dann streicheln können. Tatsächlich ist es nicht einfach, weil die Klitoris doch relativ klein ist und ihren Zustand auch noch ständig zwischen hart und weich verändert (was nichts mit dem Erregungslevel zu tun hat). Deshalb nachfolgend einige Tipps für den Mann, um in Sachen Klitoris sicherer zu werden:
- Du kannst deinen Handballen etwas seitlich auf dem Venushügel liegen lassen, so dass sich dein Zeigefinger leicht gebeugt über der Klitoris befindet. Berühre die Klitoris mit der Fingerkuppe nur leicht, so als ob du über ein Augenlid streichen würdest. Führe dabei kurze Hoch- und Runter-Bewegungen mit deinen Fingerspitzen aus, wobei der Fokus auf der Hochbewegung liegt. Längere Bewegungen verlassen zu lange den empfindlichsten Punkt der Klitoris und könnten die Frau irritieren. Probiere die Bewegung und Druckstärke an deinem Fingergelenk der anderen Hand aus, wie es die Abbildung rechts zeigt.
- Bei einigen Frauen ist die Klitoris komplett von der Klitorishaube bedeckt, die du freilegen kannst, wenn du den Daumen etwas oberhalb der Klitoris ansetzt und dann die Haut nach oben schiebst. Damit erhälst du freien Zugang zur Klitoris – und viele Frauen empfinden dies sehr erregend.
- Manchmal flutscht dir die Klitoris unter dem Zeigefinger weg. In diesem Falle ist es hilfreich, die Klitoris mit dem Daumen zu verankern. Dafür setze den Daumen unmittelbar hinter die Klitoris und drücken leicht in ihre Richtung. Mit dem Zeigefinger kannst du nun die Klitoris streicheln. Es ist fast ein leichtes Kneifen, weil du die Klitoris zwischen Daumen und Zeigefinger hälst. Die Bewegung die du dabei ausführst kannst du dir so vorstellen, als wenn du einen Geldschein vom Tisch aufheben würdest.
- Die Geschwindigkeit der Streichelbewegung sollte relativ gleichbleibend sein, etwa eine Auf- und Abbewegung pro Sekunde. Lass dich nicht von der steigenden Erregung der Frau dazu verleiten, die Geschwindigkeit zu erhöhen – es sei denn die Frau bittet dich darum.
- Mit der anderen Hand unter dem Po und dem Daumen am unteren Scheideneingang kannst du die steigende Erregung und eventuell eintretende Kontraktionen erspüren. Lasse dich auch hier nicht verleiten mehr zu tun. Es kann allerdings sein, dass dein Daumen bei hoher Erregung ein Stück in die Scheide hineingezogen wird. Das ist dann vollkommen ok.
Schritt 7: Die Kommunikation
Es ist erstaunlich, wie wenig meist beim Sex gesprochen wird. Zumindest wenn es darum geht, über unsere Gefühle und Verlangen zu reden. Wenn wir beginnen, aufrichtig darüber zu sprechen, was wir möchten und was wir gerade fühlen, dann zeigen wir unserem Partner unsere inneren Erfahrungen. Das schafft wahre Intimität.
Ein wortloses OMing fühlt sich an wie eine Atlantiküberquerung ohne Seekarte. Es gibt jede Menge „Ich hoffe, ich mach das Richtige“ auf seiner Seite und jede Menge „Ich wünschte, er würde nur ein klein wenig nach rechts streichen“ auf ihrer Seite. Ein wenig Konversation vereinfacht die Dinge und lässt beide Partner wieder vom Kopf in die Körper gehen.
Es gibt drei Kommunikationsmöglichkeiten beim OMing:
Beim Ausdrücken deiner Empfindungen sprich einfach darüber, was du in deinem Körper fühlst – ohne Bewertung oder Interpretation. Dies schafft eine tiefere Verbindung mit deinem Partner, weil Dinge sichtbar werden, die sonst bei sich behalten werden. Es gibt keine Regeln beim Ausdrücken der Empfindungen außer das zu tun, was sich gut anfühlt. Sage so viel oder so wenig wie du möchtest. Antworte auf die Mitteilungen deines Partners oder nehme sie in Stille auf. Jede Empfindung ist ein Geschenk an deinen Partner, weil sie ihn dazu einladen etwas mit dir zu teilen, was sonst nur ihre eigene Erfahrung ist.
Die Ja … Und-Kommunikation ermöglicht es, bestimmte Wünsche auszusprechen ohne die Gefühle des Partners zu verletzen. „Das ist prima so. Kannst du noch ein klein wenig nach links streichen?“ oder „Ich mag die Geschwindigkeit der Streichungen und ich würde es gerne mit noch etwas weniger Druck ausprobieren“. Auch der Mann kann jederzeit eine Kommunikation beginnen. Er kann über seine Empfindungen sprechen oder er kann fragen ob er etwas bestimmtes verändern soll.
Auch die Körpersprache ist ein wichtiges Kommunikationsmittel. Vor allem, wenn die Erregungskurve bei der Frau steigt, kann sie dies sehr gut beispielsweise durch Beckenbewegungen oder Erregungslaute mitteilen.
Schritt 8: Die Zwei-Minuten-Warnung
Der Mann berührt oder streichelt keine anderen Stellen, weder die Brüste noch die Beine, sondern konzentriert sich ganz auf die Stimulierung der Klitoris. Wenn der Timer den Ablauf der eingestellten 13 Minuten anzeigt (bitte den Alarmton und die Lautstärke so einstellen, dass sich die Frau nicht erschreckt und aus ihren Gefühlen reißt) ist es ein Hinweis darauf, dass die letzten zwei Minuten angebrochen sind, in denen noch Zeit ist, wieder vom OMing in die normale Welt zurück zu kehren. („Zwei-Minuten-Warnung“ ist übrigens ein Begriff, den Nicole Daedone dem American Football entlehnt hat.)
Der Mann verlangsamt seine Bewegungen und legt den Fokus auf die Streichungen nach unten. Die Richtung der Streichungen hat einen großen Einfluß auf den Fluß der orgasmischen Energie. Wenn du nach unten streichst, bringst du deine Partnerin wieder langsam zurück auf die Erde.
Schritt 9: Die Erdung
Wenn die 15 Minuten vorbei sind vervollständige die „Erdung“, indem du die linke Hand ganz auf Vagina und Schamhügel legst und mit der rechten Hand etwas Druck ausübst. Die Hände bleiben so lange liegen, bis die Frau ganz zurückgekehrt ist.
Damit die OMing-Session bewusst und eindeutig abgeschlossen wird, teilt der Mann mit, dass er die Berührung nun beendet. Er nimmt dann das Handtuch, das unter ihrem Po liegt, und wischt damit mit einer langsamen und sanften Bewegung vom Vaginaeingang hoch zur Klitoris das Gleitmittel ab.
Sex nach dem OMing Eine OMing-Session ist meist für beide Partner hoch erregend und oftmals wünschen sie sich Sex nach dem OMing. Prima, dann hat OMing schon mal etwas bewirkt. Ihr solltet jedoch Sex und OMing bewusst voneinander trennen. Beides sind eigenständige Erfahrungen und sollten nicht vermischt werden. Führe erst noch den letzten Schritt aus und räume das Nest auf. Danach könnt ihr das Liebesspiel geniessen. Andererseits: Auch beim normalen Sex kann das Streicheln des linken Quadranten der Klitoris die Frau in höchste Erregung versetzen. Du als Mann bist damit in der Lage, deine Hand als Sexualorgan zu verwenden. |
Schritt 10: Momentaufnahmen austauschen
Bei diesem letzten Schritt beschreiben beide Partner einen Moment der Sitzung, der ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist. Es geht auch hier nicht um Bewertungen oder Interpretationen, sondern um die Details einer bestimmten Empfindung. Beispiel: „Es gab einen kurzen Moment, wo es sich anfühlte, als wenn ein elektrischer Funke von meiner Klitoris zu meiner rechten Hand übergesprungen wäre“.
Die Absicht dieses Schritts ist es, wieder eine Verbindung zwischen Körper und Geist zu schaffen. Die Erfahrung wird abgespeichert. Ein weiterer Grund ist die Schaffung einer tieferen Intimität mit dem Partner. Paare, die OMing ausprobiert haben berichten, dass sie eine neue Verbundenheit spüren, dass sie sich wieder näher gekommen sind – gefühlmäßig und sexuell.
Nicht immer klappt es allerdings auf Anhieb. Vollkommen loszulassen, sich dem Partner anzuvertrauen, sich ganz einzulassen und die sexuelle Energie frei fließen zu lassen benötigt manchmal etwas Zeit. Und manche Frauen sprechen auf OMing gar nicht an. Probiert es einfach aus, ob diese Methode euch Spaß macht und sich das gewünschte Ergebnis einstellt.
Zum Abschluss noch einige Tipps für erfüllende OMing-Sessions – Kerzen und Aromadüfte können die sinnliche Erfahrung verstärken. – Manchen Frauen hilft eine Augenbinde sich noch tiefer zu entspannen und sich hinzugeben. – Bleibt während der gesamten Session absichtlos. Es gibt kein Ziel, nichts zu erreichen, nichts besonders gut zu machen. Wenn es ein Ziel gibt, dann ist es die Wahrnehmung jedes Gefühls wärend der OMing-Session. Das Vergnügen steht im Vordergrund. – Prüft vorher den Klingelton eures Timers. Nichts bringt die sexuelle Energie so schnell herunter wie ein nervender Alarmton. Wir empfehlen die Timerfunktion eines Smartphones, bei dem der Klingelton ausgesucht werden kann. |
Was haben die Männer davon?
Dies ist eine der meist gestellten Fragen (vor allem von Frauen). Tatsächlich geht es bei der Orgasmischen Meditation vorwiegend um die Kunst des weiblichen Orgasmus und die Einstimmung des Mannes auf die Gefühle der Frau. Es handelt sich dabei um eine spezielle Technik, mit der Frauen eine erfüllende sexuelle Befriedigung erreichen und negative Konditionierungen bezüglich ihrer Sexualität auflösen können. Erst wenn der Eisberg von Angst und Scham, der die weibliche Sexualität oft umgibt, abgetaut ist, so die Ansicht von Nicole Daedone, kann es eine befriedigende Sexualität für beide Partner geben.
Die heutige Kultur des Orgasmus ist vor allem männlich geprägt. Folglich haben Männer meist auch wenig Probleme, einen Orgasmus zu erreichen. Frauen fühlen und denken aber anders als Männer und benötigen andere Voraussetzungen, um befriedigende Orgasmen erleben zu können. OMing verschiebt deshalb den Fokus auf die weibliche Orgasmuskultur.
Also, was haben Männer davon? Frauen, die orgasmisch sind und mehr Sex wollen! Das Erlernen einer Technik, die Frauen mit größter Wahrscheinlichkeit zum Orgasmus bringen. Mehr Intimität und Verbundenheit. Und … es gibt auch eine Technik für Männer!
Alles, was oben beschrieben wird, gilt auch für einen OMing-Session für den Mann. Nur die Streichung ist naturgemäß etwas anders: Verteile als Frau etwas Gleitmittel zwischen deinen Händen. Legen deine rechte Hand unterhalb des Hodensacks so dass seine Eier sanft in deiner Hand liegen. Das hilft ihm dabei, sich während der OMing-Session geerdet zu fühlen. Umfasse dann mit der anderen Hand den Schaft und verteile das Gleitmittel. Fasse dann mit deinen Fingern den Penis von oben unterhalb des Schafts an und beginnen mit langsamen und sanften Streichungen. Beschränke dich dabei auf einen Bereich von ca. drei Zentimeter unterhalb des Eichelrings.
Der Mann gibt seiner Partnerin ein Feedback, ob sie fester oder sanfter, länger oder kürzer streichen kann. Wichtig ist auch ein entsprechender Feedback, wenn sie kurz vor dem „Point of no return“ eine Pause machen soll. Spiele als Mann mit dem Auf- und Absteigen der Erregung und genieße die Energetisierung des gesamten Körpers, wenn du die Ejakulation zurück hälst. Aber auch hier gibt es keine Vorgaben. Wenn der Mann vor dem Ablauf der Zeit zum Höhepunkt kommt, frage Ihn, ob du die Streichung fortführen sollst oder nicht. Zum Grounding übe beiden Händen etwas Druck auf den Schaft seines Penis aus.
Bildquellen: Onetaste