Die Dreierregel: Women first
Eine Grundvoraussetzung für die Verbindung von Sexualität und Herz in Ihrem Liebesleben ist das Eingehen auf die Bedürfnisse und Wünsche des Partners. Das gilt in besonderem Maße auch für die sexuelle Befriedigung von Mann und Frau, weil beide unterschiedliche Erregungskurven haben.
Die amerikanische Sexualtherapeutin Jude Cotter beschreibt dies so: „Die sexuelle Erregung des Mannes gleicht einer Glühbirne:
Wenn Sie sie anschalten wechselt sie beinahe sofort von kalt auf heiß. Schalten Sie sie wieder aus und sie kühlt sofort ab. Aber Frauen reagieren mehr wie ein Bügeleisen: Sie schalten es an, dann warten Sie … und warten … und warten, bis es aufgeheizt ist. Und nachdem Sie es wieder abgeschaltet haben, warten Sie … und warten … und warten, bis es wieder abgekühlt ist.“
Die Ursachen vieler Unsicherheiten
Anders sieht es nach dem Höhepunkt aus: Wenn der Mann gekommen ist, dann ist erst einmal Pause. Bevor er wieder sexuell erregt ist, braucht es seine Zeit – je älter der Mann ist, desto länger. Das ist einfach physiologisch so. Die Frau dagegen kann nach dem ersten Orgasmus ohne Ruhepause erneut zum Höhepunkt kommen – manchmal sogar mehrmals hintereinander. Und sollte dies nicht der Fall sein, so genießt Sie doch das weitergehende Liebesspiel sehr, weil ihre Erregungskurve nur langsam abfällt.
Genau diese beiden diametral gegenüberstehenden Gegebenheiten sind die Ursachen vieler Unsicherheiten und Probleme beim Sex: Der – meist vergebliche – Versuch simultaner Höhepunkte; die Frage, ob sie auch tatsächlich gekommen ist; das Bemühen der Frau, sich auf das Tempo des Mannes einzustellen usw. Mit all diesen Vorzeichen ist das Liebesleben manchmal ganz schön stressig.
Um ein für beide Seiten wirklich zufrieden stellendes Sexualleben genießen zu können – und zwar sowohl hinsichtlich der Entspanntheit als auch der Höhepunkte, schlägt die oben erwähnte Psychologin Jude Cotter eine Dreierregelung vor:
1. Die Frau zuerst
Treffen Sie gemeinsam die Vereinbarung, dass die Frau immer zuerst ihren Höhepunkt erreichen kann. Wie und auf welche Weise dies geschieht, bestimmt sie selbst: ob ihre Klitoris direkt stimuliert oder der G-Punkt massiert werden soll, mit der Hand, mit der Zunge, mit einem Vibrator – wie auch immer. Aber ihr sollte immer die Möglichkeit eingeräumt werden, zuerst zu kommen. Das ist nicht Gentlemenlike sondern einfach Physiologie.
Diese Regelung ist übrigens auch für den Mann sehr entspannend. Es gibt wenig, was so gut für das Selbstbewußtsein ist, als zu sehen und zu erleben, wie die Partnerin durch sein Einwirken zum Höhepunkt kommt. Nachdem die Frau ihren Orgasmus erreicht hat, können sich beide entspannt dem weiteren Liebesspiel hingeben. Bei den meisten Paaren, die sich auf die Dreierregelung verständigt haben, hat jetzt der eigentliche Geschlechtsverkehr seinen Platz.
2. Die Frau entscheidet, wann der richtige Zeitpunkt für das Eindringen gekommen ist
Kein Mann kann erkennen, wann eine Frau wirklich bereit dazu ist, ihn eindringen zu lassen.
Feuchtigkeit oder erigierte Brustwarzen sind dafür nicht wirklich aussagekräftig. Die einzige, die wirklich weiß, wann es soweit ist, ist die Frau selbst. Deshalb ist es selbstverständlich, dass Sie entscheidet, wann der Zeitpunkt der Vereinigung gekommen ist (durch zeigen, sagen oder tun).
3. Es sollte immer die Frau sein, die den Penis des Partners einführt.
Indem Sie ihn dirigiert und zeigt, wie und wann Sie „ihn“ haben will, behält Sie die Kontrolle darüber wie schnell sich die Dinge zum Höhepunkt entwickeln. Das wiederum ist Voraussetzung dafür, dass es bei ihr überhaupt so weit kommt. Diese dritte Regel ist meist eng mit der zweiten Regel verbunden.
Kein Dogma daraus machen
Die „Dreierregel“ ist kein Gesetz sondern lediglich eine Richtlinie, die es Paaren ermöglichen ihre Sexualität stressfreier zu leben. Sie sollte nicht zu einem Dogma werden oder eine andere Form von Stress erzeugen wie z.B.: „Er stimuliert mich jetzt schon so lange, ich muß jetzt endlich kommen.“ Wenn es heute nicht klappt, dann ist es eben so und dennoch kann das Liebesspiel schön und erfüllend sein, wenn beide entspannt damit umgehen. Und: Manchmal macht es auch Spaß, die Vereinbarung einfach zu durchbrechen; für einen Quickie, ein Rollenspiel und was immer Ihnen einfällt.
Das Liebesleben wird entspannter
Diese Regeln scheinen auf den ersten Blick für die Frauen gemacht zu sein. Aber, wie Dr. Cotter unterstreicht, „es ist der Mann der sexuell eher fragil ist, nicht die Frau.“ Was einfach nur bedeutet, dass Männer aus physiologischen Gründen eher Stress wegen eines vermeintlichen Erwartungsdrucks bekommen können als Frauen. Mit der hier vorgeschlagenen Vereinbarung wird Ihr Liebesleben entspannter und Sie können sich mehr auf die Herz-zu-Herz-Verbindung konzentrieren.
Die Dreierregel bedeutet allerdings nicht, dass der Mann sich im Bett das Heft aus der Hand nehmen lässt. Im Gegenteil, er kann jetzt alle seine Fähigkeiten als Liebhaber ausspielen.
Bildquellen:
Ralf Lieder